Am 9. März 2025 erlebte Kanada einen bedeutenden politischen Wandel: Mark Carney wurde mit überwältigender Mehrheit zum neuen Vorsitzenden der Liberalen Partei gewählt und trat damit die Nachfolge von Justin Trudeau an. Mit 85,9 % der Stimmen setzte sich Carney gegen seine Mitbewerber durch und übernahm unmittelbar das Amt des Premierministers.
Frühes Leben und Ausbildung
Mark Carney wuchs in einer akademisch geprägten Familie auf; sein Vater war Schuldirektor und später Professor für Pädagogik an der University of Alberta. Seine Mutter arbeitete als Grundschullehrerin. Carney absolvierte seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University im Jahr 1988 und erwarb anschliessend einen Master (1993) und einen Doktortitel (1995) in Wirtschaftswissenschaften an der University of Oxford.
Karriere bei Goldman Sachs
Nach seinem Studium begann Carney eine 13-jährige Karriere bei Goldman Sachs, wo er in den Büros in London, Tokio, New York und Toronto tätig war. Er stieg zum Managing Director im Investment Banking auf und war unter anderem am Eintritt Südafrikas in den internationalen Anleihemarkt nach dem Ende der Apartheid beteiligt. Zudem spielte er eine Rolle bei den Aktivitäten von Goldman Sachs während der russischen Finanzkrise 1998.
Übergang in den öffentlichen Dienst
Im Jahr 2004 wechselte Carney in den öffentlichen Dienst und wurde zum Senior Associate Deputy Minister im kanadischen Finanzministerium ernannt. In dieser Funktion vertrat er Kanada im G7, G20 und im Financial Stability Forum. Seine Arbeit in dieser Zeit legte den Grundstein für seine spätere Ernennung zum Gouverneur der Bank of Canada.
Gouverneur der Bank of Canada
Als Carney 2008 zum Gouverneur der Bank of Canada ernannt wurde, stand die Welt am Rande einer globalen Finanzkrise. Unter seiner Führung senkte die Bank of Canada frühzeitig die Zinssätze und führte Liquiditätsmassnahmen ein, um die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten. Kanada überstand die Krise relativ unbeschadet, was Carney internationales Ansehen einbrachte.
Gouverneur der Bank of England
Im Jahr 2013 wurde Carney zum Gouverneur der Bank of England ernannt und war damit der erste Nicht-Brite in dieser Position seit Gründung der Bank im Jahr 1694. Während seiner Amtszeit musste er sich mit den wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexit-Referendums auseinandersetzen und spielte eine entscheidende Rolle bei der Stabilisierung der britischen Wirtschaft in dieser turbulenten Zeit.
Rückkehr nach Kanada und politischer Aufstieg
Nach seiner Rückkehr nach Kanada im Jahr 2020 engagierte sich Carney als Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen für Klimaschutz und Finanzen. Er beriet Premierminister Justin Trudeau während der COVID-19-Pandemie in wirtschaftlichen Fragen und leitete später die wirtschaftliche Wachstumskommission der Liberalen Partei. Sein Eintritt in die Politik wurde von vielen als logischer nächster Schritt angesehen, insbesondere angesichts seiner umfangreichen Erfahrung und seines internationalen Netzwerks.
Vergleich mit Justin Trudeau
Während Justin Trudeau für seine progressive Sozialpolitik und sein charismatisches Auftreten bekannt war, bringt Carney eine technokratische Expertise mit, die in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit von Vorteil ist. Seine Erfahrung in internationalen Finanzinstitutionen verleiht ihm ein tiefes Verständnis für globale Märkte und wirtschaftliche Stabilität. Im Gegensatz zu Trudeau, der vor seiner politischen Karriere als Lehrer und Aktivist tätig war, verfügt Carney über umfangreiche Erfahrung in der Finanzwelt.
Wahl und Einführung
Carneys Wahl zum Parteivorsitzenden der Liberalen Partei am Sonntag, 9. März 2025 war ein klares Votum für einen Neuanfang. Seine Einführung als Premierminister fand in einer feierlichen Zeremonie in Ottawa statt, bei der er die Bedeutung von Einheit und wirtschaftlicher Stabilität betonte. In seiner Antrittsrede versprach er, die kanadische Wirtschaft zu stärken und auf die Herausforderungen der globalen Märkte vorbereitet zu sein.
Erste Rede als Premierminister
In seiner ersten Rede vor dem Parlament hob Carney die Notwendigkeit hervor, Kanadas wirtschaftliche Souveränität zu bewahren und gleichzeitig offen für internationale Zusammenarbeit zu bleiben. Er betonte die Bedeutung von Innovation, Bildung und nachhaltiger Entwicklung als Schlüssel für zukünftigen Wohlstand. Zudem kündigte er Massnahmen an, um die Auswirkungen der globalen Wirtschaftslage auf kanadische Arbeitnehmer zu mildern.
Verhältnis zu den USA und Präsident Trump
Die Beziehungen zwischen Kanada und den USA sind derzeit angespannt, insbesondere aufgrund von Präsident Trumps protektionistischer Handelspolitik. Carney hat deutlich gemacht, dass er bereit ist, Kanadas Interessen zu verteidigen und auf unfaire Handelspraktiken entsprechend zu reagieren. Seine internationale Erfahrung und sein Netzwerk könnten dabei helfen, diplomatische Lösungen zu finden und gleichzeitig Kanadas wirtschaftliche Interessen zu schützen.
Mit Mark Carney tritt ein erfahrener Ökonom und Finanzexperte an die Spitze Kanadas, der vor der Herausforderung steht, das Land durch eine komplexe globale Wirtschaftslage zu navigieren und gleichzeitig die Beziehungen zu wichtigen Handelspartnern wie den USA zu managen.