Millionengehälter in Krisenzeiten: Wann platzt der Geduldsfaden der Aktionäre?

Die jüngste Generalversammlung von Novartis am 7. März 2025 in der St. Jakobshalle Basel hat erneut eine hitzige Debatte entfacht: CEO Vas Narasimhan erhielt im vergangenen Jahr eine Vergütung von über 19 Millionen Franken – ein Betrag, der selbst in der Schweiz, wo Topmanager traditionell fürstlich entlohnt werden, für Stirnrunzeln sorgt. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten und steigender Medikamentenpreise stellt sich die Frage: Wie lange lassen sich solche Lohnexzesse noch rechtfertigen?

Ein Lohnpaket, das selbst Grossinvestoren spaltet

Während Novartis in den letzten Jahren eine beeindruckende Wertsteigerung für Aktionäre erzielte, bleibt die Höhe der Vergütung von Narasimhan ein Reizthema. Zwar lag die Zustimmung der Aktionäre bei 82,3 Prozent – doch das bedeutet auch, dass fast ein Fünftel der Investoren den exorbitanten Lohn kritisch sieht. Besonders auffällig ist, dass selbst gewichtige Investoren wie der Vermögensverwalter Ethos ihre Ablehnung signalisierten. Vincent Kaufmann, Direktor von Ethos, äusserte Bedenken hinsichtlich der steigenden Vergütungsniveaus und erinnerte an die Fehler der Vergangenheit, die zu überhöhten Risiken geführt haben könnten.

Doch nicht nur die institutionellen Anleger sind skeptisch. In der breiten Öffentlichkeit wächst die Unzufriedenheit über ein System, das in den Augen vieler zu weit gegangen ist. Während die Reallöhne in der Schweiz stagnieren und Gesundheitskosten weiter steigen, verdienen Spitzenmanager Summen, die in keinem Verhältnis zur gesellschaftlichen Realität stehen.

Rechtfertigt Erfolg jedes Gehalt?

Befürworter der hohen Vergütung argumentieren, dass die Leistung von Narasimhan unbestreitbar sei: Der Aktienkurs von Novartis stieg um rund 25 Prozent, der Konzern befindet sich in ausgezeichneter finanzieller Verfassung. Zudem wurde die Dividende für 2024 um 6,1 Prozent auf CHF 3.50 je Aktie erhöht, was einer Rendite von 3,5 Prozent entspricht. Doch ist eine solche Steigerung eine Entlohnung in dieser Dimension wert? Und wie viel davon ist tatsächlich auf die strategische Brillanz des CEO zurückzuführen – oder hätte der Pharmariese nicht ohnehin von globalen Marktentwicklungen profitiert?

Zudem besteht ein grundlegendes Problem: Die Vergütung von Spitzenmanagern ist oft nach oben offen, während für Mitarbeiter Lohnzurückhaltung gepredigt wird. In vielen Unternehmen herrscht eine immer grössere Kluft zwischen Management und Belegschaft, was den sozialen Frieden gefährden könnte.

Kulinarische Ablenkung oder gezielte Strategie?

Interessanterweise bot die diesjährige Generalversammlung ein erweitertes Buffet, das von einigen Teilnehmern als Versuch gewertet wurde, die Gemüter zu besänftigen. Während solche Gesten in der Vergangenheit als Zeichen der Wertschätzung galten, stellt sich die Frage, ob sie in Zeiten von Lohnkontroversen nicht eher als Ablenkungsmanöver wahrgenommen werden. Es bleibt zu diskutieren, ob solche Massnahmen tatsächlich zur Beruhigung beitragen oder ob sie die Kritik an den Vergütungspraktiken noch verstärken.

Eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Schweiz?

Solche Vergütungsexzesse haben das Potenzial, den Ruf des Wirtschaftsstandorts Schweiz nachhaltig zu schädigen. Erinnerungen an die Abzocker-Initiative von 2013 werden wach, als die Bevölkerung mit deutlicher Mehrheit für strengere Regeln bei Managerlöhnen stimmte. Zwar konnten sich Grosskonzerne seither durch geschickte Gestaltung ihrer Vergütungsmodelle weitgehend vor restriktiveren Massnahmen schützen – doch eine neuerliche Welle der Empörung könnte politische Folgen haben.

Wäre es an der Zeit, eine Obergrenze für Managergehälter einzuführen? Oder würde eine solche Massnahme dem Wettbewerb schaden und Talente aus der Schweiz vertreiben?

Was denkst du?

Wie lange sind derartige Löhne noch akzeptabel? Sollte die Politik eingreifen – oder muss der Markt das selbst regeln? Diskutiere mit!

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